• S.

    [Briefkopf Wien] 1. IV. 1927.a

    Lieber Max!

    Ich wußte von der Kündigung Storfers, denn er hatte mir eine Abschrift des Briefes geschickt und etwas zur persönlichen Motivierung hinzugefügt. Es tut mir sehr leid darum, aber ich denke wie Sie, daß es keinen Sinn hat, ihn durchaus halten zu wollen. Der Verlag verträgt das fortgeschleppte Defizit nicht, und es ist sehr unwahrscheinlich, daß Storfer es jemals sanieren könnte. Die Angelegenheit ist eigentlich keine persönliche. Es fragt sich nicht, wer Storfer ersetzen, sondern was mit dem Verlag geschehen soll. Da alle Aussichten, Geld für ihn zu bekommen, gescheitert sind (siehe Ferenczi), so muß man wohl den Weg versuchen, den Sie gehen wollen.

    Ich glaube nicht, daß es irgendeine Aussicht hätte, hier bei Deuticke anzufragen. Der Kerl ist zu kleinlich. Überdies meine ich, ein deutscher oder Berliner Verlag verdiente den Vorzug, weil Sie und die Redaktion der ‚Zeitschrift‘ es bequemer hätten. Die wichtigste Bedingung der Übernahme schiene mir die Erhaltung des Namens, der neben der Verlagsfirma fortgeführt werden könnte, ähnlich wie in London.1 Die zweite Bedingung wäre die Bestallung eines Vertrauensmannes oder Vermittlers zwischen Verlag und Internationalem Verein, der das entscheidende Wort in der Auswahl der Publikationen haben sollte. Der dritte Punkt wäre die Bezahlung der Schulden des Verlags an Autoren. Hier spricht mein eigenes Interesse mit.2 Die G.m.b.H. würde wahrscheinlich gern ohne weitere Entschädigung auf ihr Eigentumsrecht verzichten.

    Ich nehme zur Kenntnis, daß Sie mit in die Forderung einstimmen, ich solle einen neuen Sanatoriumsaufenthalt nehmen. Aber ich bin nicht einverstanden damit. Es zerstört mir meinen ganzen Arbeitsplan und macht mir die Erfüllung neu übernommener Verpflichtungen unmöglich. Der Unterschied gegen das Vorjahr ist, daß es damals notwendig war, heute ein Luxus scheint. Um die Osterzeit3 werde ich eine Woche ganz ausspannen, zwei Monate später beginnen ohnedies die Sommerferien.

    Mit herzlichen Grüßen für Sie und Mirra

    Ihr Freud

     

    a Masch.