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    [Briefkopf Wien] 20. XII. 1927

    Lieber Max

    Das ist natürlich nicht angenehm. Ich erwarte so wenig wie Sie, daß die Publikationen der Frau Klein wertvoll und tadellos sein werden, und finde es bedauerlich, die paar Dollars, die wir jetzt grade durch Annas Arbeit1 bekommen habe[n], für die gesammelten Werke ihrer illoyalen Gegnerin auszugeben. Aber sie hat eine starke Position gegen uns, weiß es wahrscheinlich und nützt es aus, denn wir haben nicht nur den Nepotismus, sondern auch seinen Anschein zu vermeiden. Wir müssen also eher nachsichtiger mit ihr sein als mit einer anderen.

    Das schließt alle verständigen Erwägungen vom Standpunkt des Verlagsleiters nicht aus. Vielleicht kann man ihr etwas abhandeln, sie mit Rücksicht auf die schlechten Chancen eines mehrbändigen Werkes veranlassen, sich mit einem nicht allzu hypertrophischen Buch zu begnügen, dem, wenn die Lesewelt es schlucken will, eina zweites folgen kann. Eine Aufforderung, doch bei der Hogarth Press zu bleiben,2 wo sie in London als große Autorität gilt, wird wahrscheinlich nicht sehr freundlich aufgefaßt werden.

    Ihre Stellung in der Analyse, lieber Max, ist grade kein Ruheposten. Wenn Sie in Paris sind, werden Sie Prinzessin Marie wahrscheinlich nicht sehen können. Sie wird bei ihrer Tochter in Leysin sein.

    Wir haben noch immer harte Winterkälte. Meine Frau schwärmt von Ajaccio. Ich gehe nicht aus, befinde mich wieder wohl, meine alte Mutter hält sich mit allerlei Schwankungen.

    Indem ich Ihnen und Mirra noch einen schönen Ferienrest wünsche

    herzlich Ihr

    Freud

     

    a Gestrichen (zweiter Buchstabe nicht sicher): da.